Schön Altern

„The first cut is the deepest“, das sang schon Cat Stevens und für mich trifft das auch auf Möbel zu. Was schlussendlich zu einer (gewünschten) Patina führt, beginnt oft als unschöner Kratzer. Viele Möbel sind heute auch überhaupt nicht mehr „patinafähig“. Bei bestimmten Produkten ist dagegen natürlich nichts einzuwenden, mir persönlich gefallen z.B. Granitarbeitsplatten in der Küche gut, die auch nach Jahrzehnten wie am ersten Tag aussehen (mit „cut“ ist da nicht viel).

Leider hat sich über die letzten Jahrzehnte eine Ästhetik etabliert, die sehr stark auf Makellosigkeit ausgerichtet ist. Martindale und Kratzfestigkeit sind die KPIs der Stunde. Die angebotenen Produkte werden diesem Anspruch über die Zeit aber oft nicht gerecht. Vorzeitige Entsorgungen von funktional einwandfreien Möbeln sind die Folge.

Langlebige Produkte sind (zumindest für mich) ein Kern der Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet für Möbel zunächst einmal, dass Sie dem Einsatzzweck standhalten und so designet sind, dass sie reparierbar und ggf. auch aufzubereiten sind. Darüber hinaus ist, wenn man es so nennen will, ein zeitloses Design hilfreich. Hier ist natürlich nicht immer 100% antizipierbar, was in 20 Jahren noch als zeitlos angesehen wird, aber gewisse Designtrends kann zumindest der Experte erkennen und vermeiden.

Und dann wäre da eben noch das Altern … ein (Eco-)Designaspekt, dem meines Erachtens noch viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Gerade mit der neuen Orientierung in Richtung natürlicher Materialien (verbunden mit dem Trend zu mehr Nachhaltigkeit) ist dieser mehr als relevant. Die Energie sollte dabei jedoch nicht in die Konservierung der ursprünglichen Ästhetik (Klassisch: Dicke Lackschicht), sondern vielmehr in die Gewährleistung einer schönen und natürlichen Alterung der eingesetzten Materialien fliessen (schon mal über geseiftes Holz nachgedacht?). Entgegen der oft von Herstellern vertretenen Meinung, dass einem Kunde die „Instandhaltung“ (z.B. durch Seifen eines Holzes) nicht zugemutet werden kann, scheint mir gerade diese ein Element, das bewusst zum Aufbau einer „emotionalen Bindung“ mit dem Produkt bzw. auch der Marke genutzt werden kann.

Mein Rat an Möbeldesigner und -hersteller: Widmet nicht nur den neuen Produkten eure Aufmerksamkeit, sondern insbesondere auch denen, die über Jahre im Einsatz waren. Das kann manchmal zu erstaunlichen Erkenntnissen führen, aufgrund derer sich bessere Entscheidungen für die Zukunft treffen lassen.

Macht euch frühzeitig über den Alterungsprozess Gedanken – ich bin gerne dabei, um den Blick zu schärfen!

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